Donnerstag, 7. Mai 2020

Liechtensteinische Kraftwerke LKW

Elektrofachhandel wird zum Sorgenkind

Landtagsvotum zum Geschäftsbericht 2019 der Liechtensteinischen Kraftwerke

Nichts neues bei den Liechtensteinischen Kraftwerken: Unter dieses Motto könnte man ihr Jahresergebnis stellen, mit welchem erneut ein Millionengewinn ausgewiesen wird. Dieses Mal sind es knapp CHF 8.9 Mio.. Dieses liegt rund CHF 3 Mio. über dem Jahresgewinn 2018 und rund CHF 1.6 Mio. über dem budgetierten Jahresgewinn. Die hohe Abweichung gegenüber dem Budget ist ein Schönheitsfehler, zumal bereits letztes Jahr eine hohe Differenz zwischen Budget und Jahresrechnung ausgewiesen wurde. Letztes Jahr aber mit umgekehrten Vorzeichen, da ein weit höherer Gewinn prognostiziert denn erwirtschaftet wurde. Somit ist mir die Differenz 2019 sympathischer - zu hoch ist sie mir trotzdem.

Diesbezüglich fällt auf, dass die Nettoumsatzerlöse zwar gegenüber dem Vorjahr mit einem Minus von knapp CHF 1 Mio. konstant gehalten werden konnten, aber die budgetierte Steigerung von rund CHF 1.3 Mio. nicht eingetreten ist. Deshalb möchte ich von der Regierung gerne wissen, von welcher Entwicklung sie bei den Nettoumsatzerlösen ausgeht und welcher Betrag bei den Nettoumsatzerlösen ins Budget 2020 aufgenommen worden ist.

Alles in allem kann man dem Jahresergebnis der LKW ein positives Zeugnis ausstellen. Ich möchte es nicht unterlassen, dem Verwaltungsrat und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Arbeit und die geleisteten Dienste während des letzten Jahres sehr herzlich zu danken. Sie alle haben ihren Anteil am erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 und können somit stolz auf das Geleistete sein.

Wenn man die Ausführungen des Geschäftsberichts genauer betrachtet, fallen einige Punkte auf, welche es Wert sind, angesprochen zu werden.

Der Jahresgewinn der LKW stützt sich zu einem grossen Teil auf die Sparten Netzprovider Strom, Kraftwerke und Energiewirtschaft Inland. Erfreulicherweise ist der Bereich Elektroinstallationen wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Letztes Jahr betonten die LKW-Verantwortlichen, dass sie 2019 ergebnisoffen untersuchen werden, wie es mit dem Bereich Elektroinstallationen weitergehen soll. Auch eine Einstellung dieses Dienstleistungsangebotes sei nicht ausgeschlossen. Nun wird ausgeführt, dass die Neuausrichtung und Fokussierung nun auf neuen, weniger stark umkämpften Geschäftsfeldern liege, durch welche das Ergebnis stabilisiert und ins Positive gekehrt hätte werden können.

Enttäuschend schloss zum wiederholten Male der Bereich Elektrofachhandel ab, der einen Verlust von knapp CHF 300'000.-- ausweist. Grund hierfür sei die Sparte Service, bei welcher man aufgrund grösserer personeller Veränderungen im Frühjahr/Sommer einen nicht aufholbaren Umsatzeinbruch hinnehmen hätte müssen. Der Energieladen habe das angestrebte Ergebnis jedoch übertroffen. Die LKW resümieren, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen der Betrieb eines Elektrofachhandels in Liechtenstein eine stetige Herausforderung für die Führung und die Mitarbeitenden bleiben werde. Das sind nicht gerade Aussagen, welche auf eine positive Zukunft dieser Sparte hindeuten.

2019 weisen vier Sparten ein Defizit aus, doch die absoluten Beträge sind gering, so dass die Hoffnung besteht, dass sich dies im Geschäftsjahr 2020 ändert. Zu diesen gehört das Wärmepumpen-Contracting. Die Sinnhaftigkeit dieses Angebotes stelle ich weiterhin in Frage, zumal die LKW damit in direkte Konkurrenz zur Liechtensteinischen Gasversorgung treten. Zwei staatliche Betriebe treten in direkte Konkurrenz, für mich ein immer noch unverständlicher Zustand. Für mich ist eine Fusion von LKW und LGV immer noch eine Möglichkeit, die genauer geprüft werden sollte.

Erfreulich ist auch der Stand des Glasfaserausbaus, der per Ende 2019 bei 53.9 Prozent lag, dies gegenüber 34 Prozent Ende 2018. Auch wenn das Glasfaser immer noch zu wenig genutzt wird - lag die Nutzungsrate Ende 2019 bei nur 35.8 Prozent - bin ich überzeugt, dass deren Verwendung zunehmen wird, je höher der Ausbaugrad sein wird und je mehr lukrative Angebote der Dienstleistungserbringer auf den Markt kommen. Für dieses Jahr darf ein markanter Anstieg auch deshalb erwartet werden, da in drei Phasen rund 2'700 alte Telefon- und Kabelfernsehanschlüsse in Schaan, Vaduz und Triesen ausser Betrieb genommen werden, was die Nutzungsrate von Glasfaser erhöhen wird. Dass damit den Abonnenten die Entscheidungsfreiheit genommen wird und sie Kosten auf sich nehmen müssen, um das Glasfaser auch in ihr Haus und nicht nur vor die Haustüre zu bringen, ist die Kehrseite der Medaille. Doch nun hat man sich für diesen Weg entschieden weshalb es wichtig ist, dass die LKW im Zeitplan sind und der flächendeckende Ausbau Ende 2022 Realität ist, womit unser Land zu den ersten weltweit gehören dürfte, die flächendeckend Glasfaser anbieten. Auch das ist ein Teil von Standortattraktivität.

Erfreulich, wenn auch nicht zufriedenstellend, ist die Entwicklung der Seebach Kraftwerk Errichtungs- und Betriebs GmbH in Graz, welche sich zu 100 Prozent im Besitz der LKW befindet. Erneut musste ein Jahresverlust von etwas mehr als EUR 50'000.-- ausgewiesen werden. Erfreulicherweise konnte er um rund EUR 5'000.-- reduziert werden. Die Umsatzerlöse konnten um EUR 12'000 gesteigert werden bzw. das Gesamtergebnis um 18 Prozent verbessert, womit das Unternehmen auf dem richtigen Weg zu sein scheint. Die Hochrechnung zeigt ab 2022 ein positives Resultat, dies nach Inbetriebnahme von zwei neuen Kraftwerken Ende 2020 und Ende 2021.

Auffallend ist, dass sich bei allen anderen Beteiligungen oder Tochtergesellschaften der Gewinn reduziert hat. Bei der LKW Solarstrom Anstalt musste sogar ein geringfügiges Defizit ausgewiesen werden. Diese Entwicklungen gilt es im Auge zu behalten.

Störend ist für mich, dass der Geschäftsbericht der LKW zum wiederholten Male nicht vollständig das Ergebnis des Vorjahres abdeckt. Die Abonax AG, St. Gallen, an welcher die LKW zu 13.36 Prozent beteiligt sind, führt ihre Generalversammlung erst im Mai 2020 durch, weshalb der Jahresabschluss noch nicht vorliegt und er deshalb nicht in den Geschäftsbericht der LKW Eingang finden kann. Dies war schon letztes Jahr der Fall.

Ich schlage vor, dass wir in Zukunft den Geschäftsbericht der LKW im Juni-Landtag behandeln, damit die LKW den Abschluss dieser Beteiligung zumindest noch nachreichen kann und wir über den aktuellen Stand der LKW in seiner Gesamtheit debattieren. Gerade bei der Abonax fällt darüber hinaus auf, dass die Generalversammlung 2019 beschlossen hat, eine Dividende von CHF 7.50.-- pro Aktie auszubezahlen. Dies - so nehm ich an - gegen den Antrag des Verwaltungsrates, da in der Gewinnverwendung bei der Position Dividenden der Betrag von CHF 0.-- aufgeführt ist. Ein meines Erachtens nicht alltägliches Vorgehen. Dies umso mehr, als sich der Jahresgewinn von rund CHF 107'000.-- auf rund CHF 14'800.-- reduzierte.

Abschliessend hat mich noch eine Aussage des VR-Präsidenten Philipp Elkuch und Gerald Marxer, Vorsitzender der Geschäftsleitung, stutzig gemacht. In ihrem Vorwort auf Seite 2 kann der Satz nachgelesen werden: «Dennoch mutet es etwas ironisch an, dass zum Beispiel die Erneuerung von Wasserkraftanlagen, wie jene der ‘Mühleholzquelle’, mit relativ zähen Bewilligungsprozessen verbunden war.» Weiteres wird hierzu nicht ausgeführt.

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