Zwitterlösung von Ökologie und Ökonomie bringt Malbun keine finanzielle Nachhaltigkeit
Landtagsvotum zum Postulat in Bezug auf die Weiterentwicklung des Naherholungsgebietes Malbun/StegDas Postulat der Freien Liste zielt in die richtige Richtung. Nach den Ausführungen des Präsidenten der Bergbahnen Malbun AG Heinz Vogt im Vaterland vom 24. Oktober 2019 ist es angebracht, sich über die Zukunft des Naherholungsgebietes Steg/Malbun Gedanken zu machen und von der Regierung zu verlangen, dass sie Varianten zur Weiterentwicklung des Naherholungsgebiets ausarbeitet und prüft.
In diesem besagten Interview untermauert Heinz Vogt, dass den Bergbahnen jährlich finanzielle Mittel in der Grössenordnung von rund CHF 800'000.-- fehlen würden. Es gäbe einige Ideen, mit welchen man das Skigebiet Malbun attraktiver gestalten und auch vermehrt dem Slogan als Familienskigebiet nachleben könne. Es fehle jedoch an den finanziellen Mitteln, diese zu realisieren. Deshalb steht für mich nicht die Frage, ob die Bergbahnen Malbun AG finanzielle Mittel vom Land benötigt im Mittelpunkt, sondern nur wann dies der Fall sein wird und in welcher Grössenordnung. Gerüchten zufolge arbeitet die Regierung bereits an einem diesbezüglichen Bericht und Antrag bzw. an einem Finanzbeschluss.
Von diesem Blickwinkel aus betrachtet macht das Postulat Sinn. Und wenn ich die Freie Liste richtig verstehe, soll die gewünschte Postulatsbeantwortung die Grundlage für eine Grundsatzdiskussion hinsichtlich der langfristigen Entwicklung unseres Naherholungsgebietes bilden, auf Basis dieser anschliessend ein Finanzbeschluss dem Landtag zu Beschlussfassung vorgelegt werden kann. Somit wählt die Freie Liste ein ähnliches Vorgehen wie beim Neubau des Landesspitals oder bei der Schulbautenstrategie. Auch bei der Verkehrsthematik plant die Regierung gemäss Ausführungen des Vizeregierungschefs dieses Vorgehen. Deshalb macht das Postulat für mich Sinn, da damit auch eine Strategie gewählt wird, die sich schon mehrfach bewährt hat.
Doch wie so oft bei der Freien Liste, schiessen ihre Vorstösse teilweise über das Ziel hinaus. Im Postulatsauftrag formuliert die Freie Liste: «Die Regierung wird gebeten, externe unabhängige Spezialisten zu beauftragen, eine Studie in Bezug auf die Ausrichtung, die Gefahren und Chancen sowie möglich zukünftige Ausrichtungen des Naherholungsgebietes Malbun/Steg zu erstellen.» Damit verlangt die Freie Liste etwas, was es schon in mehrfacher Ausführung gibt. Meines Wissens wurden während den letzten 20 Jahren bereits Studien von der Fachhochschule Graubünden, von der UNI St. Gallen, von der höheren Fachschule für Führung und Tourismus Luzern und in naher Vergangenheit von der Agentur für Tourismus, Architektur und Kultur namens ‘gutundgut’ erstellt. Wir haben genügend Studien, auf die man zurückgreifen kann, und es ist nicht notwendig nochmals von vorne zu beginnen und für viel Geld neue Studien erstellen zu lassen. Viel zielführender erachte ich, dass diese vorhandenen Studien im Rahmen einer möglichen Postulatsbeantwortung dem Landtag zu Kenntnis gebracht werden und die Regierung ausführt, wie sie diese in Bezug auf die Entwicklung des Naherholungsgebietes Steg/Malbun und in Bezug auf die Umsetzbarkeit sowie die Finanzierbarkeit bewertet. Die Freie Liste hat nun aber in einem Leserbrief von letztem Samstag von dieser absoluten Forderung nach einer neuen Studie Abstand genommen. Ich bin auch froh, dass der Abgeordnete Thomas Lageder dies heute nochmals untermauert hat und Hand dafür gereicht hat, dass nicht alles neu gemacht werden muss, sondern bestehende Studien für die etwaige Postulatsbeantwortung herangezogen werden können.
Obwohl die Freie Liste ihr Hauptaugenmerk auf den ökologischen Faktor legt, lässt sie in ihrer Begründung der Regierung grösstenteils freie Hand, welche Schwerpunkte diese Varianten haben sollen. Die Freie Liste möchte die gesamte Palette von Desinvestition bis hin zu - wie die Freie Liste es nennt - ‘klassischen’ Optionen mit technischen Lösungen als Varianten abgeklärt haben. Somit wird der Regierung der notwendige Handlungsspielraum in Bezug auf Varianten für die Weiterentwicklung gelassen und sie nicht in ein Freie Liste ideologisches Korsett gedrängt. Das war für mich von besonderer Wichtigkeit, um überhaupt für die Überweisung dieses Postulates sein zu können.
Die Freie Liste betont aber hierzu, dass sie diese ‘klassische’ Option kritisch sehe und von ihr wenig zukunftsträchtig eingeschätzt werde. Diesbezüglich bin ich anderer Ansicht. Ich glaube, dass langfristig diese ‘klassische’ Option mit technischen Lösungen die einzige Variante ist, welche in Bezug auf die finanzielle Nachhaltigkeit, auf welche die Freie Liste auch besonderes Augenmerk gelegt haben möchte, Sinn ergibt. Mit einer aus staatlichen Geldern finanzierten lächerlichen ‘Schaukelverhinderungspolitik à la LGU’ wird man das finanzielle Problem der Bergbahnen Malbun AG nicht lösen.
Es darf doch nicht ausser Acht gelassen werden, dass sich das Naherholungsgebiet Malbun gerade im Winter in einem Konkurrenzkampf mit mehreren Skigebieten in der nahen Region befindet. Auch wenn die Freie Liste auch das Sommerangebot untersucht haben möchte, ist meines Erachtens der Schwerpunkt auf den Winter zu legen. Die Bergbahnen Malbun AG macht 90 Prozent des Umsatzes im Winter, weshalb darauf der Fokus gelegt werden muss.
Und gerade im Winter hinkt Malbun bzw. die Bergbahnen mit ihren infrastrukturellen Voraussetzungen der Konkurrenz hinterher, was sich auch auf den Skibetrieb und somit auf die Einnahmenseite der Bergbahnen auswirkt. Benötigen andere Skigebiete wenige Tage, um das gesamte Skigebiet schneesicher zu machen und um den Skibetrieb sicherstellen zu können, fehlt es in Malbun an der idealen Infrastruktur hierfür. In Malbun wird punktuell beschneit, weshalb Helikopterflüge benötigt werden, um Beschneiungsanlagen von der einen zur anderen Piste zu transportieren. Ob das ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist?
Es dürfte auch nur noch wenige Skigebiete geben, welche fast einen Drittel des gesamten Pistenangebotes nicht beschneien können, wie es in Malbun mit der Sareiser-Seite der Fall ist. Fakt ist, dass in den letzten Jahren die Bergbahnen Malbun AG für die Hauptsaison über die Weihnachtsfeiertage praktisch nie das komplette Lift- und Pistenangebot öffnen und anbieten konnte. Und dies in erster Linie nicht wegen dem Klimawandel, sondern wegen infrastrukturellen Defiziten. Denn die umliegenden Skigebiete waren für die Hauptsaison gerüstet, weil sie ihre Infrastruktur weiter ausgebaut und modernisiert haben. Als Beispiel sei nur das Skigebiet Pizol erwähnt, welches in die Erweiterung der Beschneiungsanlage investierte und mit Beginn der Hauptsaison ideale Voraussetzungen für den Skibetrieb anbieten konnte und kann. Davon ist die Bergbahnen Malbun AG weit entfernt und dann erwartet man, dass Tagesgäste aus der Region während den Weihnachtsferien ins Malbun kommen, wenn nur ein Lift in Betrieb ist, während andere regionale Skidestinationen beinahe alle Anlagen öffnen konnten?
Diese infrastrukturellen Defizite sind nicht nur zum Nachteil der Bergbahnen, sondern aller Wirtschaftsbetriebe des Malbuntals - von Hotels bis Skischule und somit auch eine Gefahr für Arbeitsplätze. Heinz Vogt bezeichnet die Bergbahnen als ‘Hauptlebensader von Malbun’. Da gebe ich ihm Recht, weshalb meines Erachtens die von der Freien Liste geforderten Varianten in erster Linie die ökonomische bzw. finanzielle Nachhaltigkeit der Bergbahnen Malbun AG zum Inhalt haben sollten.
Die Freie Liste möchte, dass die Regierung bei ihren Varianten zur Weiterentwicklung des Naherholungsgebietes Malbun/Steg Aspekte des sanften Tourismus einbeziehen soll. Das bedeutet unter anderem, dass der Tourismus so wenig wie möglich auf die Natur einwirken bzw. ihr schaden soll. Natürlich wäre dies die Idealvorstellung. Doch ist mit einer solchen Vorgabe das Naherholungsgebiet Malbun wirtschaftlich bzw. ökonomisch zu betreiben? Ich glaube nicht.
Wenn wir - auch im Vergleich zum regionalen Angebot - konkurrenzfähige Bergbahnen wollen, dann wir man an einem Ausbau der Beschneiungsanlage sowohl in Bezug auf die Anzahl an Schneekanonen als auch in Bezug auf das beschneite Pistenangebot und hinsichtlich einer optimalen Wasserspeicherung für die Beschneiung nicht herumkommen. Die neusten Möglichkeiten erlauben es, diese sehr naturnah zu erstellen, auch so, dass sie im Sommer nicht zu sehen sind. Auch der Ausbau der Pistenangebote und weiterer Attraktionen wird immer wieder diskutiert und sollte nicht von vornherein ausgeschlossen werden.
Ich glaube auch, dass man Malbun und Steg nicht über einen Kamm scheren kann, sondern differenziert betrachtet werden müssen. Der von den Postulaten angesprochene sanfte Tourismus ist für den Steg eher in Betracht zu ziehen als für Malbun. Die Grundvoraussetzungen beider Orte sind grundsätzlich anders gelagert, weshalb auch unterschiedliche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung untersucht werden müssen. Schnittstellen sehe ich nur sehr wenige. In Malbun spielt der ökonomische Aspekt mit den Bergbahnen, den Hotels und Restaurants eine viel grössere Rolle als für Steg. Deshalb bitte ich die Regierung, in einer etwaigen Postulatsbeantwortung Steg und Malbun differenziert zu betrachten.
Ich zweifle daran, dass Wintersporttourismus und Ökologie so unter einen Hut zu bringen sind, dass beide Vorteile daraus ziehen können. Und deshalb frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, diese Ausgangsituation nicht nur mit Blick auf Malbun oder Steg zu lösen zu versuchen, sondern mit Blick auf das ganze Land. Eventuell gäbe es Möglichkeiten einen stärkeren Eingriff in die Natur in Malbun an einem anderen Ort unseres Landes zu kompensieren. Wäre es nicht sinnvoll zu prüfen, ob die Liste von Naturschutzgebieten in Liechtenstein ausgebaut werden könnte? Oder wäre es zielführend als Kompensation einen Teil unseres Hochalpinen Gebiets als Naturpark bzw. Nationalpark auszuscheiden, in welchem dem ökologischen Aspekt zu 100 Prozent Vorrang gegeben wird und in Malbun den ökonomischen bzw. betriebswirtschaftlichen Aspekt über den ökologischen zu stellen?
Ich bin der Überzeugung, dass eine Zwitterlösung von Ökologie und Ökonomie für die Wirtschaftsunternehmen in Malbun und hierbei in erster Linie für die Bergbahnen Malbun AG keine finanzielle Nachhaltigkeit bringen wird. Entweder wollen wir in Malbun Tourismus - mit allen Vor- und Nachteilen - oder wir wollen dem Malbuntal höchste ökologische Bedeutung zukommen lassen. Ein Mix aus beidem wird beiden zum Nachteil generieren. Die Bergbahnen werden niemals finanziell nachhaltig wirtschaften können und der Natur kommt damit auch nicht der ihr gebührende Schutz zu.
Neben den - auch von den Postulaten - erwähnten ökonomischen und ökologischen Faktoren fehlt mir die gesellschaftliche Perspektive im Postulat komplett. Unsere Naherholungsgebiete Malbun und Steg haben gesellschaftliche Bedeutung - und zwar im Sommer und Winter. Im Winter ist Malbun Anlaufstelle der Skiclubs der Gemeinden, welche neben Renntrainings auch Skikurse für die Jüngsten anbieten. Diese ehrenamtliche Tätigkeit kommt der Jugend unseres Landes direkt zu nutze. Wer sich im Sommer in Steg oder Malbun aufhält, erkennt, dass unsere Naherholungsgebiete intensiv von Familien genutzt werden - sei es mit Wanderungen in unserer Bergwelt oder mit Verweilen am Gängle-See in Steg. Man darf die gesellschaftliche Komponente, welche Steg und Malbun auf unsere Jugend und unsere Bevölkerung haben, nicht ausser Acht lassen, wenn man von der Zukunft und von Varianten zur Weiterentwicklung spricht. Diese Bedeutung von Malbun und Steg würdigt die Freie Liste in ihrem Postulat überhaupt nicht.
Ich werde der Überweisung des Postulats an die Regierung zustimmen, auch wenn ich mit einigen Ausführungen der Freien Liste nicht einverstanden bin. Ich finde es aber wichtig, dass der Landtag grundlegend über verschiedene Varianten der Entwicklung unserer Naherholungsgebiete Malbun und Steg diskutieren und dann - in einem weiteren Schritt - über die notwendigen finanziellen Mittel entscheiden kann. Mir erscheint dieses Postulat das richtige Gefäss zu sein, um einerseits einen Schritt weiterzukommen und andererseits zeitnah zu einem Entscheid zu kommen, wie sich Malbun und Steg langfristig entwickeln sollen.
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