Mittwoch, 2. September 2020

Zukunftsprojekt 2039

Richtzahlen bei den Klassengrössen wieder reduzieren

Landtagsvotum zum Zukunftsprojekt 2039

Im Rahmen des 300-Jahr-Jubiläums trafen sich knapp 200 Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, um in Workshops Ideen für die Zukunft Liechtensteins zu erarbeiten. Insgesamt entstanden 69 konkrete Ideen, die mit dem Abschlussbericht namens ‘2039’ auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. «Diese Ideen kann man als kleine Samen sehen. Die Aufgabe der Projektpaten und der interessierten aus dem Leistungsteam wird es sein, den richtigen Ort und Untergrund zu finden, um die Samen zu pflanzen - damit aus ihnen etwas wachsen kann», so die weitere Zieldefinition von Projektleiter Fabian Reuteler.

Die FBP-Fraktion ist sich bewusst, dass eine fundierte Diskussion der sechs Fragekomplexe den Rahmen einer Aktuellen Stunde sprengt. Die FBP-Fraktion ist aber der Ansicht, dass im Hinblick auf die weitere Umsetzung der ausgearbeiteten Ideen es von Vorteil sein kann, wenn die Projektverantwortlichen und die Paten der einzelnen Themen die Meinungen aus dem Landtag zu vorgeschlagenen Ideen kennen. Die Diskussion wird zeigen, ob der Landtag einzelne Ideen bevorzugt und somit einen Beitrag dazu leisten kann, dass - um in den Worten des Projektleiters zu bleiben - aus einzelnen Samen etwas wachsen kann.

Im Namen der gesamten FBP-Fraktion möchte ich allen Projektleitern, Paten aber ganz besonders auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr herzlich für ihre Mitarbeit am Projekt ‘Mein Liechtenstein 2039’ danken. Das Ergebnis dieser Arbeit lässt sich sehen, sie ist aber noch nicht abgeschlossen. Im Abschlussbericht wird ausgeführt:

«Ideen und Impulse sollen weitergegeben und nach Möglichkeit weiterentwickelt werden. Es gilt gemeinsam Überzeugungsarbeit zu leisten und wenn sich Chancen bieten, die eine oder andere Idee zu realisieren.»
Ich hoffe, dass die Projektverantwortlichen nachhaltig an der Umsetzung dieser Zielsetzung weiterarbeiten und die heutige Diskussion ihnen zeigt, dass sie bei der einen oder anderen Idee die Unterstützung des Landtags erfahren und sich somit Chancen bieten, einzelne Ideen umzusetzen.

Meines Erachtens sind es einige der ausgearbeiteten Ideen auch Wert, zumindest genauer evaluiert, wenn nicht sogar umgesetzt zu werden. Dies umso mehr, als Vorschläge ausgearbeitet wurden, welche a) rasch umsetzbar sind, b) nicht viel kosten und c) eine wichtige Bedeutung erzielen können. In diese Kategorie gehören für mich einige Punkte des Themenbereichs ‘Wie bringe ich Generationen in Zukunft zusammen?’. Die Idee der Internetplattform generation.li, jene mit dem Titel ‘Lebenslang voneinander lernen’, der Vorschlag des offenen Dialogs über Altersvorsorge und jener des Raums für Generationenaustausch oder auch das regelmässige Zukunftsfestival wären rasch umsetzbar und sprechen meines Erachtens einen wichtigen Bereich an, nämlich jenen des Zusammenlebens der verschiedenen Generationen. Ich gehe mit den Ausführungen zu diesem Themenbereich überein, dass Kommunikation zwischen Generationen Konflikte vermeidet und die gegenseitige Wertschätzung stärkt. Bei diesem Themenbereich könnte sehr schnell und ohne hohen finanziellen Aufwand konkreten Ideen Leben eingehaucht werden. Weshalb also warten?

Interessant finde ich auch einzelne Ideen zum Thema Raumplanung bzw. zur Fragestellung ‘Wie schaffe ich Räume in der Zukunft?’. Auffallend hierbei ist, dass bei zahlreichen Ideen die Zusammenarbeit der Gemeinden zum Ausdruck gebracht wird. Es wird von nationaler Raumplanung gesprochen, dessen Umsetzung in den Gemeinden aufeinander abgestimmt werden solle. ‘Ein Kleinstaat, eine gemeinsame Raumplanung’ wird eine Idee genannt. Das ist für mich eine Kernidee des Projekts ‘Mein Liechtenstein 2039’. Doch wenn Teile der Politik nicht bereit sind, den Finanzausgleich derartig anzupassen, dass er hinsichtlich der Steuerung der Raumplanung zu einem wirksamen Instrument wird, ist diese Idee schwierig umzusetzen. Die stundenlange Diskussion um die Seite 22 der Interpellationsbeantwortung Nr. 61/2017 zum Finanzausgleich holt uns eben immer wieder ein. Der Vorschlag, dass für jede Gemeinde ein einzigartiges Profil definiert wird, erachte ich als sehr interessant. Damit bekomme jede Gemeinde die Chance, eine pointierte Rolle zu spielen und Liechtenstein werde vielfältig. Ein interessanter Gedanke, der aber wiederum eine landesweite Raumplanung bedingt. Auch der Vorschlag zu den Hotspots in jeder Gemeinde erachte ich als prüfenswert.

Der Themenbereich ‘Wie lerne ich in der Zukunft?’ ist für mich das Highlight dieses Abschlussberichts. Alle hierbei Vorgeschlagenen Ideen sind es meines Erachtens Wert, genauer evaluiert zu werden. Dies nach dem selbst beschriebenen Motto 
«Wir wollen Mut haben, Altes über Bord zu werfen und neu zu denken und zu tun», wie es unter der Idee ‘Mit Mut und Experimentierfreude’ ausgeführt wird.

Die Idee ‘Generationenübergreifendes Lernen’ wäre rasch und einfach umsetzbar. Die Idee ‘Gesundheit (physisch und psychisch) lernen’ würde einem nicht nur aktuell, sondern auch für die Zukunft ganz wichtigen Bereich auf schulischer Ebene mehr Raum verleihen. Mit den Ideen ‘Kritisches Denken’ und ‘Lernen für den Alltag’ werden interessante Aspekte angesprochen. Hervorheben möchte ich aber die Idee ‘Interessens- und niveaubasierte Kleingruppen’. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass die Klassengrössen wieder reduziert werden sollten. Im Rahmen des Massnahmenpakets III zur Sanierung des Staatshaushaltes wurde das Projekt Lektionentafel umgesetzt. Hierzu gehörte auch der Bereich Richtzahlen der Klassengrössen, welche angehoben wurden und wodurch CHF 2 Mio. bei den Lehrpersonalkosten eingespart werden konnten. Ich bin der Ansicht, dass dieser Entscheid rückgängig gemacht werden sollte und die Richtzahlen bei den Klassengrössen wieder reduziert werden sollten. Deshalb freut es mich, dass im Rahmen dieses Abschlussberichts das Lernen in Kleingruppen thematisiert wurde.

Eine weitere Idee dieses Themenbereiches, welcher ich sehr positiv gegenüberstehe, ist ‘Auslanderfahrung: Durch Fremdes das Vertraute neu sehen’. Weltoffenheit sei als Zweck von ‘Mein Liechtenstein 2039’ formuliert. Das ist zu begrüssen Der unter dieser Idee angesprochene Auslandsaufenthalt, welcher allen jungen Menschen geboten werden soll, könnte Hemmnisse gegenüber fremden Kulturen und Menschen abbauen, was ich in einer immer mehr zusammenwachsenden Welt als sehr wichtig erachte. Mittels Schulbesuch im Ausland zur Verbesserung der Sprachkenntnisse sowie der sozialen und fachlichen Perspektiven lernen - wie die Autoren des Berichts richtig erkennen - die Schülerinnen und Schüler auch unser Land aus einer neuen Perspektive kennen und - was meines Erachtens noch wichtiger ist - schätzen. Es erweitert den eigenen, persönlichen Horizont. Das Erlernen und das Erfahren fremder Kulturen erachte ich für die Persönlichkeitsbildung von Jugendlichen von übergeordneter Wichtigkeit, weshalb ich diese Idee explizit unterstütze und hoffe, dass sie weiterverfolgt wird. Ich hoffe aber grundsätzlich, dass die Ideen dieses Themenbereichs ‘Bildung’ weiterverfolgt werden und das Bildungsministerium wie auch das Schulamt Hand reichen, Umsetzungsmöglichkeiten zu evaluieren und auszuarbeiten.

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