Mittwoch, 10. April 2019

Verabschiedung von FBP-Präsident Thomas Banzer

"Jedes Amt, welches du innehattest, hat immer dich gefunden"

Ansprache zur Verabschiedung von FBP-Präsident Thomas Banzer

Als mich Landtagspräsident Albert Frick über deinen Wunsch informierte, dass ich die Ansprache zu deiner Verabschiedung als Parteipräsident und Geschäftsführer halten solle, stand es für mich ausser Frage, dieser Bitte nachzukommen. In den fast auf den Tag genau sieben Jahren, in welchen du zuerst als Geschäftsführer und später auch als Parteipräsident für die Bürgerpartei tätig warst, sind wir beide Freunde geworden. Deshalb komme ich diesem Wunsch sehr gerne nach.

Es fiel in meine Präsidentschaft, als ein Nachfolger für Geschäftsführer Marcus Vogt gesucht werden musste und du zur Übernahme dieses Amtes bewegt wurdest. Am 1. April 2012 hattest du deinen ersten Arbeitstag. Du wurdest umgehend ins kalte Wasser geworfen, standen wir doch bereits im Vorwahlkampf für die 10 Monate später stattfindenden Landtagswahlen, die wir unter allen Umständen gewinnen wollten. Wir schafften es - auch dank deinem Engagement.

Wie du in dieses Amt gekommen bist, ist symptomatisch für deine gesamte Politikerlaufbahn. Jedes Amt, welches du innehattest, hast nicht du gesucht, es hat sozusagen immer dich gefunden.

Die Ortsgruppe Triesen war auf der Suche nach einem Obmann. Diese Suche blieb jedoch erfolglos, weshalb ein Dreier-Führungsteam eingesetzt wurde, für welches du dich zur Verfügung gestellt hast. Mitarbeiten wolltest du, aber nicht an vorderster Front. Du erklärtest dich im Rahmen dieses Dreierteams bereit, einen Grossteil der organisatorischen Aufgaben zu erledigen. Und irgendwann kamst du zur Einsicht, dass wenn du eh schon die Hauptarbeit machst, es auch keinen Unterschied macht, das dazugehörige Amt zu übernehmen. 2011 wurdest du dann Obmann der Ortsgruppe Triesen.

Als es darum ging, einen neuen Geschäftsführer zu finden, sind deine Arbeit in diesem Dreierteam und dein Einsatz als Obmann dann auch dem damaligen Regierungsmitglied Martin Meyer und mir nicht verborgen geblieben. Gesucht hast du auch dieses Amt nicht, wir haben dich davon überzeugt, es zu übernehmen - oder anders ausgedrückt - dich dazu überredet. Am 1. April 2012 hast du nach reiflicher Überlegung in die FBP-Geschäftsstelle gewechselt.

Und dann galt es einen Nachfolger für Präsident Elfried Hasler zu finden. Die Suche der damaligen Findungskommission blieb erfolglos und so kam es, dass du dich bereit erklärt hast, dieses Vakuum im Amt des Parteipräsidenten zu füllen. Gesucht hast du auch dieses Amt nicht, noch viel weniger hast du es gewollt, aber bevor diese Vakanz zu grösseren Problemen für die Partei führt, hast du dich Ende April 2015 bereit erklärt, in diese Bresche zu springen und dich als Parteipräsident zur Verfügung zu stellen.

Einer deiner Hauptgründe für die Übernahme dieser Ämter war immer das Wohl der Partei. Dieses Wohl stand bei dir stets im Mittelpunkt. Wenn es der Partei nützt, warst du immer bereit, dich zur Verfügung zu stellen.

Und dann kam das Frühjahr 2019. Es war ja bekannt, dass du das Amt des Geschäftsführers noch gerne eine gewisse Zeit weiter innegehabt hättest. Die Findungskommission musste dir jedoch mitteilen, dass dies nicht möglich sein würde, da auch in Zukunft das Amt des Präsidenten und jenes des Geschäftsführers in Personalunion ausgeführt werden sollen. Viele andere hätten mit dem Schicksal gehadert - nicht jedoch du. Wie sagtest du doch sinngemäss am Landesvorstand vom 20. März: Ich bin überzeugt, auch wenn ich dadurch das Amt des Geschäftsführers nicht weiter ausüben kann, dass die gefundene Lösung mit Marcus Vogt in Personalunion als Präsident und Geschäftsführer für die Partei die momentan beste Lösung ist. Ich unterstütze diesen Weg und kann voll und ganz hinter dem Entscheid der Findungskommission stehen.

Und wieder stellst du das Wohl der Partei über dein eigenes.

Lieber Thomas, deine Ansprache am Landesvorstand, deine Unterstützung für die gefundene Nachfolgeregelung ist aller Ehren wert. Ich weiss, dass du zuerst enttäuscht warst, aber du bist für dich zur Einsicht gekommen, dass der gefundene Weg für unsere Partei der Beste ist.

Thomas, diese Einstellung ist ganz grosses Kino und ich glaube im Namen aller hier im Saal versammelten Bürgerparteiler zu sprechen, wenn ich dir sage:

Du kannst Stolz auf das sein, was du in den letzten 10 Jahren für die FBP getan und erreicht hast. Deine Dekade wird als eine erfolgreiche Periode in die Geschichte der FBP eingehen. Vielen, vielen Dank für deine geleistete Arbeit, dein Engagement als Obmann, Geschäftsführer und Präsident und für deine Solidarität zur FBP. Dein Leistungsausweis kann sich wirklich sehen lassen.

An einem solchen Abend und bei einem solchen Wechsel in einem politischen Führungsamt wird immer auch die Frage gestellt: «Was bleibt?» Ich halte es mit dem französischen Schriftsteller Henri Tisot, der sagte: «Mancher ausscheidende Politiker hinterlässt eine Lücke, die ihn voll ersetzt.» Auch wenn du voll ersetzt wirst, ist es Vieles, das bleibt.

Zum einen warst du jener Präsident, der die FBP durch ihr Jubiläumsjahr führte. Es war ein würdevolles Jahr, welches dem 100. Geburtstag der FBP vollauf gerecht wurde. Ob die grosse Feier im April, der Geburtstagsparteitag im Dezember, die verschiedenen Veranstaltungen während des Jahres oder die jeweils aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der FBP durchgeführten Anlässe der Ortsgruppen: Es war dein Konzept und deine Idee, wie wir dieses Jubiläum feiern. Das wird bleiben und hat den Zusammenhalt unter den FBP’lern landesweit nachhaltig gestärkt.

Zum anderen lässt sich dein Erfolg auch mit Zahlen belegen. Wahlsieg bei den Landtagswahlen 2013, Verteidigung der Vorstehermehrheit und stärkste Partei an den Gemeindewahlen 2015, Verteidigung der Mehrheit in Mandaten und Stimmen anlässlich der Landtagswahlen 2017 und erneut Vorstehermehrheit und zumindest dato heute stärkste Partei an den Gemeindewahlen 2019. Und ich bin optimistisch, dass der kommende Sonntag diesem Wirken keinen Abbruch tun wird. Wie sagte doch Wilfried Marxer am 27. März im Volksblatt: «Im schlimmsten Fall würde die VU auf drei Vorstehermandate zurückfallen - das war bisher nur 1979 der Fall.» Ich weiss, dass dies für dich eine grosse Genugtuung wäre. Wir alle hoffen mit dir, dass es so kommen wird und die VU - zumindest was die Anzahl Vorsteher betrifft - sich im Jahre 1979 wiederfindet.

Im gestrigen Volksblatt-Interview sagtest du in deiner gewohnt zurückhaltenden Art: «In welchem Zustand ich nun die Partei hinterlasse, ist aber nicht an mir zu beurteilen. Diese Beurteilung müssen in erster Linie unsere Parteimitglieder vornehmen. Ich hoffe aber natürlich, dass diese meine Arbeit schätzen und ebenfalls ein positives Resümee ziehen.»

Keine Frage: Wahlen werden nie von einer Person allein gewonnen und gerade bei Gemeindewahlen steht die Arbeit der Ortsgruppen mit ihren Kandidatinnen und Kandidaten im Mittelpunkt und vermutlich ist sie prioritär für ein Wahlresultat. Auch bei Landtagswahlen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, ob man gewinnt oder verliert. Aber ohne funktionierende Partei, ohne Zusammenhalt der verschiedenen Gremien, ohne Engagement der Parteispitze und ohne Unterstützung der Basis kann eine Partei weder Wahlen auf Landes- noch auf Gemeindeebene gewinnen. Dass diese Grundvoraussetzung vorherrschte, dass alle von Balzers bis Ruggell am gleichen Strang zogen, ist dein Verdienst. Du hast mit deiner Arbeit als Präsident wie Geschäftsführer die Partei vom Präsidium bis zur Basis zusammengehalten und deshalb hast du massgeblichen Anteil an den zuvor aufgezählten Wahlerfolgen. Das ist deinem Wirken und Tun zu verdanken. Dass dies nicht einfach ist, weiss ich und deshalb gebührt dir dafür unser aller Respekt.

Und deshalb kann ich mit gutem Gewissen deine offen gelassene Frage des Volksblatt-Interviews beantworten. Du hinterlässt die Partei in einem sehr guten Zustand und für mich steht ausser Frage, dass die Parteimitglieder deine Arbeit ebenfalls sehr schätzen und sie ein positives Resümee ziehen. Thomas, es gibt keinen Grund, dies zu hinterfragen.

Abschliessend möchte ich nochmals auf den kommenden Sonntag zu sprechen kommen. Er könnte - wie bereits erwähnt - zum einem Gipfel deiner persönlichen politischen Tätigkeit werden. Das passt ja auch zu dir. Man weiss ja, dass du auch gerne Gipfel erklimmst und dass der Klettersport zu deinen Freizeitbeschäftigungen zählt.

Präsidium, Regierungsmitglieder und Fraktion möchten dir heute als Dank für deine geleistete Arbeit ein besonderes Geschenk machen. Im Namen dieser Gremien werde ich dir anschliessend einen Gutschein überreichen. Wir möchten, dass du nicht nur den Gipfel deiner politischen Tätigkeit erreichst, sondern auch Gipfel der Bergwelt. Wir haben für dich einen bestens ausgebildeten Bergführer engagiert, der dich auf eine mehrtägige Route führt. Welche Route es sein wird, überlassen wir dir. Es soll keine Route sein, bei welcher dir nicht wohl dabei ist.

Und sollte sie doch ein wenig Mut brauchen, dann bin ich sicher, dass ein Schluck aus diesem mit Williams gefüllten Flachmann bewirkt, dass du heikle Passagen bestens meisterst.

Der Bergführer erwartet deinen Anruf und dann kannst du mit ihm deine Route und deine Gipfel vereinbaren. Und wenn du irgendwo auf einem Berg stehst, ins Tal herunterschaust und bei einem solch überwältigenden Blick gedanklich persönliches Resümee ziehst, dann bin ich sicher, dass trotz deiner zurückhaltenden und oft ruhigen Art auch du für dich zum Ergebnis kommst, dass sich deine Arbeit sehen liess und du zu Recht Stolz auf das Geleistete sein kannst. Und das ist mehr als nur gerechtfertigt.

Thomas, für die Zukunft wünsche ich dir - persönlich wie auch im Namen von uns allen - alles Gute, geniess die Zeit ausserhalb des politischen Geschehens, bleib uns verbunden und wenn es dir ohne politischen Alltag zu langweilig werden sollte, dann finden ja in zwei Jahren Landtagswahlen statt. Ich bin sicher, dass die Ortsgruppe Balzers noch Bedarf nach Kandidaten hat.

Thomas, danke für alles.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen