Ein Chance für Vaduz und unser gesamtes Land
Die Liechtensteiner Stimmberechtigen haben über einen Kredit von 800'000.-- Franken zu befinden, mit welchen zwei Tour de Ski Langlauf-Etappen unterstützt werden sollen, die im Dezember 2019 und im Januar 2021 in Vaduz geplant sind.
Es ist keine Frage, man kann gegen diese Unterstützung sein. 800'000.-- Franken sind - im Hinblick auf die Massnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes in den vergangenen Jahren - ein nicht unerheblicher Betrag und alles andere als Peanuts. Dass diese Subvention Kritiker hervorruft ist - zumindest aus diesem Blickwinkel heraus - verständlich.
Trotzdem befürworte ich diesen Kredit, weshalb ich ein Ja in die Urne werfen werde. Dies aus verschiedenen Gründen.
1.) Es gibt Aussagen von Personen, die kein Interesse an Langlauf und/oder Tour de Ski haben und deshalb dieses Projekt ablehnen. Doch wo kommen wir hin, wenn jemand nur noch jene Projekte und Institutionen unterstützt, die auf sein oder ihr Interesse stossen? Hätten wir dann beispielsweise noch ein Theater am Kirchplatz, das mit über zwei Millionen jährlich subventioniert wird? Die wenigsten Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner besuchen Vorstellungen des Theaters und profitieren somit von dieser Subvention. Was wäre, wenn jene, die nicht an Theater interessiert sind, das Referendum ergreifen? Es bestünde die Gefahr, dass es das Ende des TaK's wäre. Dies ist nur ein Beispiel mit dem einfach aufgezeigt werden soll, dass das Argument, "Ich interessiere mich nicht für Langlauf also stimme ich Nein" der Anfang vom Ende von weiten Teilen des gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Lebens unseres Landes sein könnte. Denn eine Mehrheit interessiert sich immer für etwas nicht. Für mich gehört es zu einer solidarischen Gesellschaft, auch Institutionen und Veranstaltungen gutzuheissen, welche mich nicht interessieren. Dies sollte auch bei der Durchführung der beiden Tour de Ski Etappen berücksichtigt werden, welche in weiten Teilen der Sportfamilie Liechtensteins auf Interesse stossen.
2.) Wie freuten wir uns doch, als Tina Weirather im Februar dieses Jahres für sich und unser Land eine Olympische Medaille gewann. Wer dachte damals daran, dass diese Skipiste und die dazugehörige Liftanlage extra in einen Wald gehauen wurde und alle Umweltaspekte beim Bau dieser Skipiste ausser Acht gelassen wurden? Vermutlich niemand. Weshalb war dies damals kein Thema? Weshalb interessiert es uns nicht, wie andere Sportveranstaltungen durchgeführt oder andere Sportinfrastrukturen erstellt werden? Dies im Gegensatz zur Tour de Ski in Liechtenstein, bei welcher der ökologische Aspekt auf einmal ein Hauptargument gegen die Durchführung in Vaduz angeführt wird. Es ist für mich keine glaubhafte und nachhaltige Argumentation, sich nicht für ökologische Aspekte im Ausland zu interessieren und diese bei uns zum Hauptgegenargument zu machen. Und dies obwohl die Organisatoren ein Konzept erstellten, mit welchem klar und faktenorientiert dargelegt wurde, dass einerseits diese Veranstaltung CO2 neutral durchgeführt werden kann und andererseits es ökologisch sinnvoller ist, Vaduz als Austragungsort auszuwählen und nicht das Berggebiet mit Steg oder Malbun. Lieber eine umweltschädliche Tour de Ski Etappe im Ausland als eine CO2 neutrale in Liechtenstein. Wenn man sich bewusst ist, dass Umweltpolitik und Klimaveränderung nicht an Landesgrenzen Halt macht, eine eigenartige Argumentation. Die Referendumsgruppe schlägt alle diese Argumente in den Wind. Was nicht sein darf, kann nicht sein - das ist alles andere als eine faire Diskussionskultur.
3.) Der Sport ist eine Stütze unserer Gesellschaft, welcher mit enorm grossem ehrenamtlichen Engagement betrieben wird. Im weitesten Sinn steht innerhalb eines Jahres nun nach Hängebrücke und Kletterhalle das dritte Sportprojekt zur Diskussion, das Gefahr läuft, abgelehnt zu werden. Welches Signal senden wir damit an die Sportlerinnen und Sportler und an die ehrenamtlich Tätigen im Sportbereich unseres Landes? Sport und Sportveranstaltungen haben die gleiche Berechtigung unterstützt zu werden, wie es beispielsweise die Kultur, die Kunst und dessen Veranstaltungen auch haben. Wenn wir wollen, dass sich unsere Kinder und Jugendlichen sportlich betätigen und unter Umständen sogar Sport zu ihrem Beruf machen sowie die Ehrenamtlichkeit ein Pfeiler davon sein soll, dann sollten wir auch das Signal senden, dass in Liechtenstein Sportveranstaltungen von Weltklasse zumindest erwünscht sind. Solche Events wie die Tour de Ski in Vaduz sind nicht nur für unsere beiden Spitzenlängläufer eine Motivationsspritze, sondern für alle Kinder und Jugendlichen, welche nach Erfolg im Sport streben. Davon profitiert bei weitem nicht nur der Liechtensteiner Skiverband, sondern alle Sportverbände unseres Landes.
4.) Wenn man ins Ausland reist und sagt, man komme von Liechtenstein, gibt es drei mögliche Reaktionen: Entweder kennt man unser Land überhaupt nicht oder man wird auf den Finanzplatz und die Thematik Steueroase angesprochen. Drittens kommt es vor, dass man unser Land mit den Namen Büchel, Wenzel und Weirather assoziiert. Dies alleine zeigt schon, welche Möglichkeiten der Spitzensport für ein kleines Land wie Liechtenstein darstellt. Unsere weltbesten Sportlerinnen und Sportler sind Botschafter unseres Landes, welche mit dem Namen Liechtenstein in Verbindung gebracht werden. Eine Tour de Ski in Vaduz würde bewirken, dass nicht nur eine Person mit Liechtenstein in Verbindung gebracht wird, sondern Bilder vom Schloss Vaduz, Regierungsgebäude, dem Landtagsgebäude, dem Vaduzer Rathaus und etlichen anderen Liechtensteiner Hotspots in alle Welt gesandt werden. Diese Werbung für unser Land würde nicht nur dem Ansehen Liechtensteins im Ausland zum Vorteil gereichen, sondern auch dem Tourismus und dem gesamten Wirtschaftsplatz Liechtenstein. Je besser unser Image im Ausland ist, desto positiver ist es für die Entwicklung der Wirtschaft unseres Landes. Dafür stellt der Sport und eine solche Weltcup-Veranstaltung ein geeignetes Fundament dar.
Kurzum: Die Tour de Ski in Vaduz ist aus verschiedenen Gründen eine Chance für Vaduz und unser gesamtes Land. Wir sollten sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Deshalb werde ich ein Ja in die Urne werfen.